Entstörzeiten für Festnetzanschlüsse

Florian Weimer

Die Deutsche Telekom AG hat überraschende Probleme, die Entstörzeiten für ihre Festnetzanschlüsse für Telefonie einzuhalten.

In einem Artikel über eine geographisch beschränkte längere Störung (Hasnain Kazim, "Dieses Dorf ist vorübergehend nicht erreichbar", Spiegel Online, 31. Mai 2007; ein Link auf den Artikel ist sinnlos, da der Artikel demnächst im Archiv verschwinden wird) findet sich folgender bemerkenswerter Absatz:

Eine Telekom-Sprecherin räumt ein, dass sich der Streik tatsächlich auf den technischen Kundendienst auswirkt. "In normalen Zeiten dauert es im Durchschnitt drei bis fünf Tage, bis jemand kommt, um eine Störung zu beseitigen. Diese Zeit hat sich jetzt im Schnitt auf acht bis zehn Tage erhöht."

Interessanter als die derzeit angespannte Enstörungslage ist der Normalfall: drei bis fünf Tage. Das widerspricht direkt der Zusicherung aus der Leistungsbeschreibung für Privatkundenanschlüsse <http://www.t-com.de/dlp/agb/30601.pdf> („Leistungsbeschreibung Call Plus/T-ISDN“ der T-Com, Fassung vom 2006-11-01; T-Net usw. sind ähnlich), in denen eine Enstörfrist definiert ist, und nicht bloß – wie bei T-DSL und generell in der IP-Welt üblich – eine mittlere Verfügbarkeit:

Bei Störungsmeldungen, die werktags (montags 0.00 bis freitags 20.00 Uhr) eingehen, beseitigt die T-Com die Störung innerhalb von 24 Stunden (Entstörungsfrist) nach Erhalt der Störungsmeldung des Kunden.

Mit anderen Worten: Die Telekom wird, sobald eine Störung der Telefonie vorliegt, systematisch vertragsbrüchig. Selbst wenn wir davon ausgehen, daß komplizierte Fälle den Durchschnitt nach oben treiben (wie so häufig wäre der Median weitaus aussagekräftiger) und annehmen, daß die Sprecherin Kalender- statt Werktage meint (die 24-Stunden-Frist ruht, grob gesprochen, an Sonn- und Feiertagen), wird die Telekom die sich selbst gesetzte Frist in vielen Fällen nicht einhalten. Anekdoten zeigen, daß das mitunter wirklich der Fall ist (Streik hin oder her).

Grundsätzlich wirft dies natürlich die Frage auf, was „k Neunen“ für den Kunde am Ende bedeuten. Vermutlich bloß, daß Ausfälle immer seltener werden, der technische Kundendienst immer dünner bestückt wird, und die Ausfälle deswegen, wenn sie eintreten, länger zu erdulden sind.

Revisions


Florian Weimer
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